Frank Kienast hält einer vorbeigehenden Dame ein bunt bedrucktes Päckchen hin. „Streichhölzer für Sie?“, fragt der Jugendbildungsreferent bei der Jugendkirche JONA – und fügt, als die Frau die Hand ausstreckt, noch schnell den Slogan an, den er an diesem Tag schon oft gesagt hat: „Ehrenamt – gibt mir was!“ Die Dame lächelt, bleibt stehen und lässt sich erzählen, worum des Kienast und seinen Mitstreitern geht.
Drei Tage lang läuft vor dem Punctum in der Liebfrauenstraße eine Aktion zum Thema Ehrenamt. Menschen, die sich selbst engagieren, und Institutionen, die auf die ehrenamtliche Hilfe bauen, präsentieren sich dort und erzählen, warum es nicht ohne Ehrenamtler geht. Dazu können Passantinnen und Passanten sich in einer Fotobox mit Requisiten fotografieren lassen und eine Rikscha der Malteser ist vor Ort. Auf den bunten Postkarten und Streichholzbriefchen, die verteilt werden und auf denen ebenfalls der Slogan „Ehrenamt – gibt mir was“ zu lesen ist, findet sich die Adresse www.ehrenamt-katholisch-ffm.de, unter der sich verschiedene katholische Einrichtungen vorstellen und erklären, wie man sich bei ihnen einbringen kann.
Ein Geschenk für den, der’s tut
„Wir möchten zeigen, dass ein Ehrenamt vor allem den, der sich engagiert, beschenkt“, sagt Gabriele Braun vom Punctum. Wichtig sei es dem Vorbereitungsteam der Stadtkirche gewesen, nicht nur wieder bei der Ehrenamtsbörse der Stadt Frankfurt im September dabei zu sein, sondern mit einer Aktion auf die Straße zu gehen, um mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Dass die persönliche Begegnung dabei entscheidend sein kann, zeigen viele Geschichten: Zum Beispiel die Frau, die im Krankenhaus liegt und Besuch von einer „Grünen Dame“ bekommt, die ihr vorliest. Oder der Junge, der auf einer Freizeit eine begeisterte Jugendleiterin erlebt und daraufhin beschließt, das später ebenfalls machen zu wollen. Fest steht: Vom Ehrenamt überzeugen können am ehesten Leute, die selbst aktiv sind und wissen, was es bedeutet, Arbeitskraft und –zeit zu schenken.
Eine von ihnen ist Gisela Paluch, die bereits seit 2005 ehrenamtlich im Punctum arbeitet. „Damals bin ich angesprochen worden, und die Tätigkeit hat mir gleich gefallen, deshalb bin ich dabei geblieben“, sagt sie. Ins Punctum kommen Menschen, die Fragen zur Kirche haben, aus- oder wieder eintreten möchten, die Stille suchen oder eine Lebenskrise haben, über die sie mit jemandem reden möchten. Gisela Paluch und ihre Kolleginnen und Kollegen sind da, haben Informationen, führen seelsorgerische Gespräche, hören zu, ermutigen. Natürlich wurden sie vorher auf ihren Einsatz vorbereitet: „Ich bin gut dafür ausgebildet worden und interessiere mich auch persönlich für Theologie, würde also behaupten, ich bin standfest in dem, was ich tue“, sagt Gisela Paluch. „Zur Freude am Ehrenamt trägt für mich auch bei, dass wir uns im Team gut verstehen – es ist einfach eine schöne Atmosphäre.“
Die cleverste Methode
Auch Gemeindereferent Jörg Heuser, bei der Stadtkirche zuständig fürs Themenfeld Kirche in der Arbeitswelt, ist vor Ort und spricht mit Passantinnen und Passanten. Er kümmert sich speziell um Menschen, die zum Arbeiten nach Frankfurt ziehen und hier „andocken“ möchten. „Ein Ehrenamt ist mit Sicherheit die cleverste Methode, in einer neuen Stadt anzukommen“, meint er. Heuser bietet unter dem Titel Ankerplatz FFM verschiedene Aktivitäten für Neu-Zugezogene und würde sich freuen, wenn ihn andere Frankfurter oder Zugezogene ehrenamtlich darin unterstützen würden, „Neue“ zu begrüßen.
Auch im Zentrum für Trauerseelsorge St. Michael würde man sich über ehrenamtliche Mithilfe freuen. Leiterin Verena Maria Kitz macht bei der Aktion vor dem Punctum mit und sagt: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die selbst einen Verlust erlitten haben, wissen, was andere in der gleichen Situation brauchen.“ Nebenbei möchte sie auch auf die Angebote des Trauerzentrums aufmerksam machen, in dem regelmäßig Trauercafés, Beratung, Veranstaltungen, aber auch Aktionen wie Trauerwandern stattfinden.
Mitten in der Stadt macht Sinn
Bereits viele Ehrenamtliche arbeiten in der Jugendkirche JONA. Dort haben Engagierte viele Möglichkeiten, können zum Beispiel im Schülercafé ORCA mitarbeiten, Jugendleiter werden oder andere dazu ausbilden, Jugendarbeit für Schulen machen oder spirituelle Angebote auf die Beine stellen.
„Mitten in der Stadt fürs Ehrenamt zu werben macht Sinn“, stellt Jugendbildungsreferent Frank Kienast nach einigen Gesprächen am belebten Freitagnachmittag fest. „Viele Leute haben bereits Ehrenämter und freuen sich, davon zu erzählen. Und immerhin zwei konnte ich eben dafür begeistern, sich die Möglichkeiten von Engagement online anzuschauen.“
Auf www.ehrenamt-katholisch-ffm.de gibt es eine Übersicht möglichen Ehrenämter im katholischen Frankfurt, viele Links und Kontaktdaten. Außerdem findet sich dort auch der vielbeachtete Image-Film, der ebenfalls den Titel „Ehrenamt gibt mir was“ trägt und der im vergangenen November als Werbespot in Frankfurter Kinos lief.
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