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29. Sep 22 | 30 Jahre Punctum



Das - nicht ganz vollständige - Team des Punctum beim Gottesdienst unter dem Motto „Angedacht – nachgedacht“. Foto: Anne Zegelman

Beim Punctum geht es um die Menschen – die, die hereinkommen, klar, aber vor allem auch die, die dort mitarbeiten, Fragen beantworten, Gespräche führen. Das wurde bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen der citypastoralen Einrichtung einmal mehr deutlich. Bei der Andacht, die in der evangelischen Alten Nikolai-Kirche begann und im Lauf des Gottesdienstes in die katholische Liebfrauenkirche umzog, sowie beim anschließenden Fest mit Musik in der Liebfrauenstraße spielten die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die wichtigste Rolle. „Ohne Euch wäre das alles nicht möglich“, dankte denn auch Punctum-Leiter Stefan Hoffmann berührt.

Stadtdekan Johannes zu Eltz bezeichnete das Punctum in seinem Grußwort als „Ausrufezeichen der Hoffnung in der Innenstadt“: „Dort gibt es hilfreiche Informationen, leckeren Kaffee, gute Gespräche und pfiffige Aktionen.“ Er erinnerte daran, wie viel Mühe man sich 2014 mit der Findung eines neuen Namens für das 1992 als „i-Punkt Kirchenladen“ gestartete Projekt gegeben habe. Der eigene Name sei etwas Besonderes, denn mit ihm bekomme man die Chance, in ihn hineinzuwachsen, ihn zu verkörpern und ihm Ehre zu machen. Das Fest fiel auf den Namenstag der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael. „Und auch wenn wir keine Flügel haben, sondern zu Fuß über den Frankfurter Asphalt wandern, sind wir doch Verkünder der Botschaft, dass es am Ende gut ausgehen wird“, so Johannes zu Eltz.


Ohnmacht aushalten


Begleitet wurde der Gottesdienst von Salomé Harth auf der Oboe und Bezirkskantor Peter Reulein an der Orgel. Die Musikauswahl griff dabei immer wieder das Thema „Stadt“ auf. Auch Prof. Hildegard Wustmans, Dezernentin Pastorale Dienste im Bistum Limburg, würdigte in ihrem Grußwort die besondere Rolle des Punctums in der Innenstadt. Selbst wenn das „kleine“ Frankfurt nicht an die sogenannten „Mega-Städte“ mit vielen Millionen Einwohnern heran käme, habe es doch ein stetiges Wachstum mit ihnen gemein. „Städte sind ambivalente Orte, aber auch Hoffnungsorte – und auf jeden Fall theologisch und pastoral herausfordernd“, so Wustmans. „Gut, dass es seit 1992 das Punctum gibt, das die Anstrengung unternimmt, ein Ort der Begegnung zu sein.“ Der Mensch, der im pastoralen Konzept auch als „passagerer Fremder“ beschrieben wird, entscheide selbst, ob er vorbeigehe oder hereinkomme. In diesem Spannungsfeld zu arbeiten erfordere, entschlossen, kreativ und ansprechbar zu sein – und die Ohnmacht und Unwegbarkeit auszuhalten und durchzustehen.“ Das Publikum des Punctums ist gemischt; immer wieder suchen auch Obdachlose dort Kontakt und Hilfe. Dazu passt, dass das Team auch 15 Gäste, die regelmäßig ins Punctum kommen, zur Feier eingeladen hatte.

Das Punctum-Team nutzte die Gelegenheit, das mit einigen anderen Einrichtungen gemeinsam angeschaffte Lastenfahrrad segnen zu lassen. Wie viel die Kirche an sich und das Fahrrad gemeinsam haben, wurde im Gottesdienst deutlich. Bruder Bernd Kober, Kirchenrektor von Liebfrauen, sagte: „Auch die Kirche braucht kräftige Menschen, die in die Pedale treten sie voranbringen. Menschen, die jeden Tag neu fragen: ,Wer bist du, Welt, und wie kann ich Antwort geben?‘“. Gabriele Braun und Jörg-Harald Werron, beide hauptamtliche Gemeindereferenten im Punctum, trugen das Gedicht „Fahrradspiritualität“ der katholischen Mystikerin Madeleine Delbrêl vor, in dem es unter anderem heißt: „Du hast dir für uns ein seltsames Gleichgewicht ausgedacht, ein Gleichgewicht, in das man nicht hineinkommt und das man nicht halten kann, es sei denn in der Bewegung, im schwungvollen Voran.“

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