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30. Jun 21 | Impfaktion in muttersprachlichen Gemeinden


Glenda Coello im Gespräch mit Ärztin Caroline Schollmayer. Foto: Anne Zegelman

Impfärztin Caroline Schollmayer klebt den kleinen weißen Aufkleber in den Impfausweis und sagt zu ihrer Patientin: „Jetzt gehen Sie erstmal 15 Minuten in die Kirche!“

Was lustig klingt, ist an diesem Tag im Gemeindezentrum von Allerheiligen im Ostend ein häufiger Satz. Denn die Katholische Stadtkirche hat beim Gesundheitsamt Frankfurt speziell für drei muttersprachliche Gemeinden fast 400 Impfdosen beantragt, die aktuell an drei Standorten verimpft werden. Den Anfang macht die Spanischsprachige Gemeinde in Allerheiligen, in den nächsten Tagen folgen noch die Polnische und die Eritreische Gemeinde. Wichtig: Nicht nur Mitglieder dieser muttersprachlichen Gemeinden konnten sich anmelden; auch alle anderen Katholikinnen und Katholiken anderer Muttersprachen, die Interesse an einer Impfung haben, waren aufgerufen. So kommt es, dass an diesem Vormittag neben spanischsprachigen Impfwilligen auch Tamilen und Araber, Portugiesen und Brasilianer da sind.


„Die Liste war schnell voll“


Vor Ort kümmert sich Birgit Opielka, Pastorale Mitarbeiterin der Spanischsprachigen Katholischen Gemeinde, um die angemeldeten Impflinge. Sechs Ehrenamtliche helfen ihr bei der Organisation an diesem Vormittag, haken Namen auf Listen ab und schauen, dass Noch-Wartende und Schon-Geimpfte sich nicht in die Quere kommen. Die Stimmung ist gut; die meisten Leute hätten die Möglichkeit, sich in der Gemeinde impfen lassen, positiv aufgenommen, berichtet Opielka: „Man musste sich vorher online registrieren, die Liste war schnell voll.“ Wie dankbar die Menschen sind, zeigt sich am Jubel einer Frau, die nach dem Impfen aus dem Gemeindehaus kommt. „Das ist wie ein erhörtes Gebet“, strahlt sie.


Begeisterung – und Zögern


Doch nicht alle hätten sich sofort anmelden wollen, berichtet Birgit Opielka; mancher hätte sich auch ängstlich geäußert und gezögert. Einige wenige seien nach der Anmeldung wieder abgesprungen. Doch genau für diese Fälle gibt es eine Nachrückerliste: Sagt jemand ab oder taucht bis zum Mittag nicht erst auf, greift die Pastorale Mitarbeiterin zum Telefon.

Geimpft wird von Impfteams der Malteser, zu denen auch Medizinerin Caroline Schollmayer gehört. Nach der Impfung rät sie, drei Tage keinen Sport zu machen und bei Kopfschmerzen eine Tablette zu nehmen. In die Kirche schickt sie die Patientinnen und Patienten aber natürlich nicht zum Beten, auch wenn viele das gerne tun, sondern weil die Geimpften nach dem Piks noch 15 Minuten unter Beobachtung bleiben sollen, bevor sie gehen. Dass die Ärztin privat zufällig Spanisch spricht, erleichtert ihr das Gespräch mit den Impflingen in Frankfurt; Voraussetzung sei es aber für den Einsatz nicht gewesen, berichtet sie.


Impfen lassen für die Anderen


Angemeldete, die an diesem Vormittag zum Impfen kommen, müssen ihren Impfausweis, ihre Krankenkassenkarte und die ausgefüllte und unterschriebene Einverständniserklärung dabei haben. Glenda Coello und ihr Mann Kai Weidmann, Mitglieder der spanischsprachigen Gemeinde, tragen die wichtigen Dokumente in einer Klarsichtfolie in der Hand. „Wir waren vor zwei Wochen hier zu einer Erstkommunion und haben zufällig von der Impfaktion erfahren, da haben wir uns gleich angemeldet“, berichtet Kai Weidmann. In der Gemeinde ist das Ehepaar pünktlich um halb zehn an der Reihe und innerhalb von wenigen Minuten wieder draußen. „Der Arm tut bisschen weh, aber nicht schlimm“, sagt Kai Weidmann. Für den Rest des Tages haben sich die beiden nichts vorgenommen, sondern lassen es ruhig angehen – sie wollen erstmal abwarten, wie sie die Impfung vertragen. Für beide sei es vor allem wichtig, geimpft zu sein, um andere zu schützen, darunter auch ihre beiden ungeimpften Kinder, sagt Kai Weidmann. Außerdem will die Familie im kommenden Jahr zu Verwandten nach Mittelamerika reisen; das geht nur mit Impfung.


Gemeinsam für Frankfurt


Initiiert wurde die Aktion von Brigitta Sassin vom Referat Muttersprachliche Gemeinden bei der Fachstelle für Katholische Stadtkirchenarbeit. „Uns geht es darum, auch jenen eine Impfung zu ermöglichen, denen es aufgrund von Sprachbarrieren schwerer fällt, sich beim Impfzentrum oder Hausarzt anzumelden“, erklärt sie. Inspiriert von ähnlichen Initiativen, zum Beispiel den Impfaktionen in der Jüdischen Gemeinde und der Abu Bakr Moschee im Mai, hatte Sassin zunächst beim Amt für multikulturellen Angelegenheiten und dann beim Gesundheitsamt angerufen. Dank der Offenheit dort konnte jetzt der erste von insgesamt drei Impftagen stattfinden. Menschen aus mehr als elf Sprachgruppen können so einen niedrigschwelligen Zugang zur Corona Schutzimpfung erhalten. „Wir bringen die Impfung zu den Menschen und erleichtern ihnen, sich gegen das Virus zu schützen – das ist ein wichtiger Beitrag für uns in Frankfurt“, erklärt Sassin.

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