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Einführung – auch wenn der Start schon zwei Jahre zurückliegt


Sybille Neumann, Alexandra Rochwalsky und Marita Cannive (von links) vor ihrem "neuen" Arbeitsplatz. Foto: A. Zegelman / Bistum Limburg

Am 24. Juni werden drei Klinikseelsorgerinnen der Uniklinik mit einem Festakt in den Dienst eingeführt. Doch wirklich neu ist nur eine von ihnen; die anderen beiden arbeiten schon seit einem beziehungsweise sogar zwei Jahren im Seelsorge-Team der Klinik. Wegen der Pandemie kann der offizielle Akt erst jetzt stattfinden – wichtig ist er trotzdem.


„Klinikseelsorge – wir müssen immer wieder ins Gespräch bringen, was Klinikseelsorge bedeutet“, sagt Pfarrerin und Diplom-Pädagogin Sybille Neumann. Als ein Beispiel erzählt sie, dass eine Angehörige sofort anfing zu weinen, als sie das Zimmer betrat. Die Pfarrerin – ist das nicht die, die kommt, wenn es zu Ende geht? Es stimmt ja, Begleitung am Lebensende ist ein Aspekt der Arbeit der Klinikseelsorgerinnen, aber beileibe nicht alles, was Seelsorge umfasst. Da gilt es den Blick zu weiten.


Marita Cannivé-Fresacher, Pastoralreferentin, neben ihrer katholischen Kollegin Alexandra Rochwalsky und Neumann eine der drei Seelsorgerinnen an der Frankfurter Uniklinik, die von der evangelischen Prodekanin Amina Bruch-Cincar und Diözesanreferent Elmar Honemann vom Bistum Limburg am 24. Juni 2022 in ihr am Amt an der Universitätsklinik eingeführt wird, stellt bei dem Gang über das weitläufige Areal am Niederräder Mainufer klar: „Wir sind 24 Stunden ansprechbar, das ist für mich ein wertvoller Dienst.“


Für ihre Aussage: „Wir sind nicht nur Seelsorger:innen am Krankenbett, sondern für alle Menschen in der Klinik ansprechbar“ erntet Cannivé-Fresacher von den beiden Kolleginnen Kopfnicken. Sie sitzen nicht daneben, fragen ab, überfallen mit Bibelzitaten, vor allem sind sie da, die katholischen und evangelischen Seelsorgerinnen, wenn jemand reden will, übers Leben, Sterben, über geglückte und gescheiterte Beziehungen, über familiär langjährig Schwelendes oder ein am Tag geschehenes Detail. Beim Wechsel der frischen Blumen in der Kapelle in Haus 23 – nebenan gibt es auch einen muslimischen Andachtsort – oder in der orthopädischen Abteilung Friedrichsheim kommt es zu ungeplanten Begegnungen. Auf dem Flur, wenn jemand übers Namensschild das Arbeitsfeld erkennt, werden Neumann, Cannivé-Fresacher und Rochwalsky adressiert, aber natürlich auch bei Besuchen an den Krankenbetten.


„Ich gehe immer erst zum Stützpunkt auf den Stationen“, erzählt Neumann, sie fragt beim Pflegepersonal nach, wer Bedarf haben könnte. In der Regel würden Namen von Patientinnen und Patienten genannt. Es könne aber auch passieren, dass Mitarbeitende ihre Seele öffneten, weil die Arbeit sie erschöpft, in der Klinik Erlebtes nicht mit dem Kittel abgelegt werden kann. Neumann, Cannivé-Fresacher und Rochwalsky werden aber auch von Angehörigen oder Patienten und Patientinnen direkt kontaktiert oder stellen sich neuen Patienten und Patientinnen vor.


Sybille Neumann, 53 Jahre, hat die Schwerpunkte: Neonatologie, Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Begleitung von Müttern, Vätern, Eltern bei schwierigen Schwangerschaften und Geburten. Neben Theologiestudium und Seelsorgeausbildung ist Cannivé-Fresacher, 57, ausgebildete Supervisorin. Sie kümmert sich insbesondere um die onkologischen und allgemein-pädiatrischen Stationen des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin und die Orthopädie, Alexandra Rochwalsky ist mit zehn Stunden Ansprechpartnerin in der Dermatologie und auf der Station für Stammzellentransplantation.

Die 39-Jährige hat im Februar 2022 ihren Dienst in dem aus elf Personen bestehenden ökumenischen Team aufgenommen, „für mich ist die Einführung fast noch ein bisschen früh, ich habe gerade erst angefangen und lerne die Stationen erst kennen. Das braucht Zeit“.


Anders sieht es für die beiden Kolleginnen aus. Cannivé-Fresacher hat im Januar 2020 hier zu arbeiten begonnen, da gab es noch Patientencafés, wöchentliche Andachten, Corona tauchte erst am Horizont auf. Neumann ist seit vergangen August im Team. Die Theologin sagt, „ich fühle mich schon noch neu“.


Eine Einführung auf einer neuen Stelle hat in den beiden Konfessionen einen unterschiedlichen Stellenwert und Traditionen. Aber allen drei Seelsorgerinnen war eine ökumenische Einführung wichtig, weil die ökumenische Zusammenarbeit im Klinikalltag für das Team selbstverständlich ist.


Cannivé-Fresacher hat sich nach ersten Bedenken, der Dienstantritt liegt mehr als zwei Jahre zurück, doch für diese kirchliche Form des Ausgesandt- und Beauftragtwerdens entschieden. Diese Bitte um Gottes Segen gehört für alle drei dazu.

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