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Ökumene im Herzen des Riederwalds


Kooperieren: die katholische Pastoralreferentin Gabriela von Melle und der evangelische Pfarrer Matthias Weber. Foto: Bettina Behler

Die katholische Pastoralreferentin Gabriela von Melle und der evangelische Pfarrer Matthias Weber entwickeln einen gemeinsamen Standort

Keine 300 Schritte braucht es, um im Riederwald von der evangelischen Philippuskirche aus die katholische Heilig Geist-Kirche zu erre

ichen. Schnell zum Telefon greifen, ein reger E-Mail-Austausch, sich mindestens einmal die Woche sehen, ist für die katholische Pastoralreferentin Gabriela von Melle und den evangelischen Pfarrer Matthias Weber längst zur Routine geworden. Auf die Dauer soll noch mehr daraus werden, ein gemeinsamer ökumenischer Standort in Heilig Geist an der Schäfflestraße.

Weber sagt, „das ist ein Projekt der Vernunft“, der 64-jährige äußert auch, „das ist schon fast wie ein Jungbrunnen“. Ihm gefällt es, auf der letzten Berufsstrecke noch mal etwas anzustoßen. Auch von Melle, 62 Jahre, Pagenkopf, sportlicher Schritt, freut sich, ihre Kenntnisse und ihren Schwung für etwas Innovatives einzusetzen. Die katholische Theologin vertritt die Auffassung, zentral gehe es darum, zu schauen: „Wie können wir unseren Beitrag leisten, dass die Menschen im Stadtteil ein gutes Leben haben.“

Die Liegenschaft Philippus soll aufgegeben werden, stellt Weber klar. Die kompletten Räumlichkeiten der Gemeinde an der Raiffeisenstraße stünden zur Disposition. Er betont aber auch, das Areal ist ausgeschrieben als Gemeinnutzfläche. Selbst wenn die evangelische Kirchengemeinde umgesiedelt ist, wird auf dem Platz etwas Neues für die Allgemeinheit errichtet.


Andere Angebote in Sichtweite

Aktuell stehen vor Philippus orangefarbene und graue Stühle, im Winter angeleint an den Kirchturm. Gegenüber ist das Quartiersmanagement der Diakonie Frankfurt und Offenbach ansässig, der Nachbarschaftstreff liegt in Sichtweite, an der Straßenecke in Richtung Heilig Geist ist das Schaufenster zum Lesetreff für Kinder geöffnet. Das Kifaz, kurz für Kinder- und Familienzentrum, hat unweit seine Räume. Der Platz zwischen Philippus und Heilig Geist zeigt, hier tut sich was, gerade junge Familien werden hier fündig, ganz im Sinne der beiden.

Die städtische Saalbau Gesellschaft hat den Riederwald verlassen, statt Räumen für Vereine und Feste gibt es an dem Standort ein Restaurant. Eins der wenigen im Stadtteil, Cafés, Restaurants sind in dem Viertel Mangelware. Und als Treffpunkt oft ungeeignet, weil unerschwinglich. Ein Großteil der Anrainer:innen wohnt zur Miete, kommt eben so rum mit dem Geld. Das Durchschnittsalter liege bei 42, die Bevölkerung sei relativ jung, berichtet von Melle. Die Identifikation sei hoch. „Einmal Riederwald, immer Riederwald“, sagt Weber, der langjährige Bornheimer Pfarrer trägt auf seiner Sweatshirt-Jacke den Eintracht-Adler, der Verein trainiert um die Ecke.

Vor dem Zusammenziehen der beiden Gemeinden muss umgebaut werden in Heilig Geist. An diesem Mittag wird ein Brandschutz-Sachverständiger erwartet. Es ist nicht der erste Besuch dieser Art. So oft sowohl Gabriella von Melle als auch Matthias Weber das Wort „probieren“ in ihren Sätzen unterbringen, das seit Jahren geplante Zusammengehen an einem Standort braucht solide Grundlagen. Barrierefrei, freundlich, „aber ohne Chichi“ solle der Umbau werden, so von Melle.


Kooperation aber nicht Fusion

Klar ist auch, „wir bleiben zwei Gemeinden“, erläutert Weber, aber unter einem Dach und in regem Austausch. Die Jahresplanung 2023 koordinieren der evangelische Kirchenvorstand und der katholische Ortsausschuss bereits. 2024, 2025 soll es dann so weit sein und die Umzugswagen sollen anrollen – sowohl das Bistum Limburg als auch das Evangelische Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach wollen das Vorhaben auf die Gleise setzen und bis dahin umgesetzt haben. „Dafür kämpfen wir auch“, sagen die Pastoralreferentin und der Pfarrer wie aus einem Munde.

Wie soll der Standort heißen, wie kann Theologisches zusammengehen oder wo muss unterschieden werden, vieles ist noch zu beraten. Matthias Weber hat am Riederwald eine halbe Stelle, den anderen Teil seiner Arbeitszeit verbringt er im Frankfurter Europaviertel, als evangelischer Part des ökumenischen Zentrums „Pax & People“. Er nennt es „auch ein Labor“. Aber eben in einem Neubauquartier, am Riederwald geht es darum, evangelischer- und katholischerseits in einem Anfang des 20. Jahrhunderts als Arbeitersiedlung entstandenen Stadtteil Kirche neu zu justieren.

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