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5. Dez 23 I Katholische Kirchen in Frankfurt setzen ein sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus



Solidaritätsbekundung am Bartholomäusdom in der Frankfurter Altstadt. Foto: Anne Zegelman

Wer in diesen Tagen in Frankfurt unterwegs ist, der wird ein violettes Plakat bemerken, das an vielen katholischen Kirchtürmen und Einrichtungen hängt. Auch am Bartholomäusdom in der Innenstadt ist das markante Banner angebracht; viele Menschen bleiben stehen und fotografieren. Darauf zu lesen sind, weiß vor einem angedeuteten Davidstern, die Worte „Nie wieder ist jetzt! Gegen jede Form von Antisemitismus“. Mit der Aktion möchte die katholische Stadtkirche Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Frankfurt zeigen.

„Gewalt macht Angst, und Angst macht einsam“, sagt Stadtdekan Johannes zu Eltz. „Wenn wir sichtbares jüdisches Leben in Frankfurt haben wollen, dann müssen wir uns auch sichtbar solidarisieren und gegen Antisemitismus Flagge zeigen.“ Dem schließt sich Marianne Brandt, Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholik:innen, an: „Heute fürchten sich Jüdinnen und Juden in Deutschland; ihnen wird Hass entgegengebracht. Als Christen und Deutsche ist es jetzt wichtig, klar an der Seite von Jüdinnen und Juden zu stehen. Wir wollen zeigen, dass wir für ein offenes und respektvolles Miteinander einstehen - und für praktische Nächstenliebe.“

Der Wunsch nach einer öffentlichen Solidaritätsbekundung an den Kirchtürmen kam Anfang November auf. Unter dem Eindruck des erschütternden Terrors der Hamas in Israel wollte die Stadtkirche ein Zeichen setzen. Dass zeitgleich in der Pfarrei St. Bonifatius in Sachsenhausen die gleiche Idee aufkam, passte gut dazu. „Unsere Initiative in Sachsenhausen ist spontan bei einem Kirchcafé entstanden“, berichtet Pfarrer Werner Otto. „Im Gottesdienst hatte ich recht emotional mitgeteilt, wie bestürzt ich sowohl über den Terroranschlag der Hamas als auch über die antisemitischen Reaktionen in Deutschland war. Ich habe daran erinnert, dass das Thema für uns Christen auch eine religiöse Dimension hat, da wir in den Juden unsere älteren Geschwister im Glauben sehen, ohne die unser christlicher Glaube nicht denkbar wäre.“ Beim Kaffee hätten ihm dann viele Gemeindemitgliede gesagt, dass sie diese Überzeugung teilten. Schnell kam den Beteiligten im Gespräch die Idee, ein Banner zu gestalten. Unter Einbindung von Vorstand und Pfarrgemeinderat wurde eine Grafik erstellt, Banner in Auftrag gegeben – und bereits Mitte November hingen sie an den Sachsenhäuser Kirchen. Außerdem stellte die Pfarrei unter dem Titel „St. Bonifatius zeigt Flagge“ eine Solidaritätserklärung auf ihre Internetseite.

Die Katholische Stadtkirche fand die Umsetzung der Sachsenhäuser Pfarrei gut – und übernahm sie nach Rücksprache mit Pfarrer Otto für die ganze Stadt. In einem Rundschreiben wurden die anderen acht katholischen Pfarreien dazu eingeladen, sich an der Initiative zu beteiligen, die Stadtkirche übernahm jeweils die Hälfte der Kosten und kümmerte sich um die Bestellung. Mittlerweile ist das auffällige lilafarbene Schild an zahlreichen katholischen Kirchtürmen montiert. Und auch aus anderen Regionen im Bistum beteiligen sich Pfarreien.

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